Diese Radtour führt entlang des südlichen Elbufers und passiert auf dem Weg den Leuchtturm am Deich von Hollern-Twielenfleet.
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Fahrradtour

Radtour zwischen Hamburg und Cuxhaven

Nicht nur beim Segeln, auch beim Radfahren spielt der Wind eine wichtige Rolle. Auf einem Vorwindkurs erreicht man selbst auf dem konventionellen Trekkingrad mühelos fast E-Bike-Geschwindigkeit. Meistens bläst der Wind in Hamburg aus nordwestlicher Richtung von der Deutschen Bucht in die Elbe hinein. Darum beginnen wir unsere Radtour an der Elbmündung in Cuxhaven. Dazu nehmen wir zunächst den Regional-Express von Hamburg, Stade, Wingst in die Nordseestadt, über die Heinrich Heine einst frotzelte, sie sei „ein Seebad, das unter anderen Seebädern den Vorteil biete, dass es zu gleicher Zeit ein Elbbad ist“. (Text: Undine von Rönn)

Nach gut anderthalb Stunden Fahrzeit erreichen wir den Endbahnhof Cuxhaven und fahren mit den Rädern zum offiziellen Startpunkt des Elberadwegs, der Kugelbake, einem fast 30 Meter hohen, hölzernen Seezeichen. Heutzutage hat das Wahrzeichen seine nautische Bedeutung längst eingebüßt und steht unter Denkmalschutz; hier mündet die Elbe in die Nordsee – in der Nähe des nördlichsten Punktes von Niedersachsen. Wir fahren zum Alten Hafen, machen einen kurzen Zwischenstopp an der Alten Liebe, einer 1703 gebauten Pier, von wo einst die Auswandererschiffe mit Kurs auf die Neue Welt in See stachen, heute eine bei Touristen beliebte Aussichtsplattform. Auch wir blicken in die gurgelnd dahinfließende Elbe und schauen den Ozeanriesen hinterher, die nah an uns vorbeiziehen. Weiter geht es schon bald über grüne Deiche und durch Weideland bis zur Otterndorfer Schleuse, wo wir nach links abzweigen, um dem idyllischen Städtchen, das auch „Rothenburg des Nordens“ genannt wird, einen Besuch abzustatten. Noch bis vor nicht allzu langer Zeit schob sich die schier endlose Blechlawine der B 73 mitten durch die Otterndorfer Altstadt, 2009 wurde eine Umgehungsstraße südlich der Stadt fertiggestellt.

Zurück auf dem Elberadweg steuern wir unser nächstes Highlight an: Gut Hörne. Die Strecke führt uns durch die Gemeinde Balje, wo im Freiluftmuseum Natureum interessante naturkundliche Ausstellungen zu sehen sind – es gibt sogar einen kleinen Zoo. Kurz nachdem wir das Natureum passiert haben, überqueren wir über ein Sperrwerk die Oste, die etwas strom-abwärts in die Elbe mündet. Auf Gut Hörne machen wir eine ausgiebige Mittagspause. Im windgeschützten Innenhof verteilen sich die geschmiedeten Gartenmöbel großzügig auf dem sorgfältig gestutzten Rasen, umgeben vom alten Gemäuer des Guts. Das Café bietet leckere selbst gebackene Torten und leichte regionale Küche.

Wir setzten unsere Fahrt nun nicht auf dem offiziellen Elberadweg fort, sondern biegen am Gutshof gleich rechts ab und folgen der alten Deichstraße, die kaum befahren ist und uns – vorbei an alten Fachwerkhäusern –ins 400-Einwohner-Dorf Krummendeich führt. Hier, hinter einer Kurve und einem dichten Schilfgürtel versteckt, liegt ein bezauberndes Naturschwimmbad, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Draußen am Fahrradständer ist kaum ein Rad ab- oder gar angeschlossen, an einem kleinen Kiosk, der gleichzeitig Kassenhäuschen ist, gibt es unter anderem Eis und selbst gemachte Frikadellen, der Eintritt kostet einen Euro, inklusive warmer Dusche 1,50 Euro.

Nach dem erfrischenden Schwimmen im Brack – so heißen die kleinen Seen an der Elbe, die einst durch Deichbrüche bei Sturmfluten entstanden sind – geht es weiter der Deichstraße folgend. Der Rückenwind schiebt uns regelrecht vor sich her, im Nu erreichen wir das kleine Städtchen Freiburg – in einem Café am Hafen kehren wir noch mal ein, um nicht zu früh am Sperrwerk vor Krautsand anzukommen: Erst um 17 Uhr öffnet es – jedenfalls am Wochenende – wieder für Radler und Fußgänger. Von der Caféterrasse aus schauen wir auf den kleinen, malerischen Hafen, der über einen Priel mit der Elbe verbunden ist. Hier liegen Sportboote und Fischkutter – und ein paar Helgoländer Börteboote. Diese offenen, robusten Holzmotorboote werden nämlich auf der Freiburger Traditionswerft Hatecke gebaut und gewartet. Wer schon mal auf Helgoland war, wird diese weiß lackierten, grün und rot verzierten Boote sofort erkennen, die heute noch zum Ausbooten und für Fahrten rund ums Eiland im Einsatz sind. Durch grüne Deichlandschaft mit weidenden Schafen gelangen wir, vorbei am Fähranleger Wischhafen – Glückstadt, an das nun geöffnete Sperrwerk und überqueren so die Wischhafener Süderelbe. Wenig später erreichen wir unser Tagesziel, das Hotel Elbstrand Resort, wo wir schon ein paar Tage vorher ein Doppelzimmer gebucht haben. Vom zum Hotel gehörigen Strandbistro sehen wir später dem Schiffsverkehr auf der Unterelbe zu: Der Katamaran kommt von Helgoland stromaufwärts, ein paar Kreuzfahrtschiffe ziehen mit erleuchteten Kabinen in der Abenddämmerung vorbei Richtung Mündung. Am nächsten Morgen geht’s nach opulentem Frühstück weiter Richtung Hamburg, der Wind ist uns immer noch wohlgesonnen und schiebt uns kräftig an.

Auf unserem Weg passieren wir die Festung Grauerort, ein Fort, das von 1863 bis 1873 von der preußischen Armee in der Nähe von Abbenfleth errichtet wurde und dem Schutz vor feindlichen Schiffen auf der Elbe dienen sollte, aber nie wirklich zum Einsatz kam. Die Kasematten der Festung sind eindrucksvoll, vom begehbaren Dach haben wir Blick auf die Elbe, für eine erneute Kaffeepause ist es aber etwas zu früh.

Nächstes Highlight ist Stade, die mittelalterliche Hansestadt und einstige Wirtschaftsmetropole der Region. Die wunderbar erhaltene Altstadt mit ihren vielen kleinen Läden, Cafés und Restaurants sind unbedingt einen Zwischenstopp wert. Hochkarätige Kunstausstellungen bietet das Kunsthaus am alten Hafen, ein restauriertes Wohn- und Speichergebäude aus dem 17. Jahrhundert, mit seiner Fachwerkarchitektur typisch für die Handelshäuser der Hansezeit.

Etwa drei, vier Kilometer von Stade entfernt liegt Hollern-Twielenfleth, dort legen wir eine Schwimmpause ein: Das klassische Freibad ist direkt am Elberadweg, dahinter die Elbe. Von der großen Liegewiese und den um das Schwimmbecken verteilten Bänken sieht man die großen Containerschiffe vorbeifahren. Nachdem wir eine halbe Stunde unsere Bahnen gezogen haben, gönnen wir uns noch eine Thüringer Bratwurst auf der Terrasse des schwimmbadeigenen Kiosks, der ebenfalls Blick auf die Elbe bietet. Weiter geht es direkt am Elbufer, mit Blick auf die Insel Lühesand, vorbei an Grünendeich mit seinem Imbissbuden-Dorf direkt am Fähranleger. Kurz darauf überqueren wir die Lühe, die durch das Alte Land mäandert und hier in die Elbe mündet.

Die fast 30 Meter hohe hölzerne Kugelbake (auf einer kleinen Landzunge) ist der offizielle Startpunkt des Elberadwegs, von hier führt die Strecke elbaufwärts.

Unser nächstes Etappenziel ist das Café Möwennest mit Blick auf die Elbinsel Nesssand und den Jachthafen Neuenschleuse. Hier ordern wir einen energiespendenden Eiskaffee – die vielen anderen Leckereien, die wir auf der Karte lesen, sparen wir uns fürs nächste Mal auf. Nachdem wir in Cranz über eine Klappbrücke die Este überquert haben – gegenüber am Steilufer leuchten die Häuser des ehemaligen Fischerdorfs Blankenese in der Abendsonne – verlassen wir den offiziellen Elberadweg und biegen nach rechts ab ins Landesinnere. Wir fahren nun auf dem alten Deich über Francop nach Moorburg, linker Hand die Weite der Obstplantagen, rechts die Deichstraße, gesäumt von der teils prunkvollen Fachwerkarchitektur der Altländer Bauernhäuser. In Moorburg verlassen wir den Deich auf Höhe des Wasserturms und biegen nach rechts ab, wo es am Ende der Straße zuerst über Feldwege geht, später parallel zur B 73 ungestört vom brausenden Autoverkehr bis in den Harburger Binnenhafen, wo unsere Tour enden soll. Übernachten kann man hier stilvoll auf dem Hotelschiff Kanal 77. Der alte Schüttgutfrachter, Baujahr 1914, fuhr jahrzehntelang auf Flüssen und Kanälen durch Europa und öffnet seit 2018 Übernachtungsgästen seine Luken.

Für ein wohlverdientes Abendessen gehen wir in die Fischhalle gleich gegenüber auf der anderen Seite des Hafenbeckens. Umgeben von maritimen Fundstücken genießen wir unsere Quiche mit Salat und träumen bei einem großen Hefeweizen schon von der nächsten Radtour an der Elbe.

Informationen über unseren Norden finden sie in unseren Magazinen LAND & MEER und SEASIDE. Sie können die Magazine hier versandkostenfrei imLAND & MEER Shopbestellen oder bundesweit im Kiosk erhalten.

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