Von November bis Januar gebären die Kegelrobbenweibchen ihre Jungtiere auf der Helgoländer Düne (Foto: S. Conradt)

Kegelrobben

Rekord auf der Düne

Vor kurzer Zeit haben die Gemeinde Helgoland und der Verein Jordsand zum Schutz der Seevögel und der Natur e.V. – beide Institutionen sind durch einen gemeinschaftlichen Betreuungsvertrag des Landes Schleswig-Holstein für die naturschutzfachliche Betreuung der Düne zuständig – offiziell das Ende der diesjährigen Kegelrobbenwurfzeit bekanntgegeben. Diese erstreckte sich über rund fünf Wochen mit 530 (Lebend-)Geburten in der Zeit vom 13. November bis 15. Januar; in den beiden Jahren zuvor waren es mit jeweils 426 Jungtieren etwa 20 Prozent weniger.

Seitdem im Winter 1996/97 das erste Kegelrobbenbaby auf der Düne geboren wurde, nutzen immer mehr Wintergäste dieses europaweit einzigartige Naturschauspiel mit der Möglichkeit, die Tiere mit geringem Aufwand anhand der vorhandenen Infrastruktur aus nächster Nähe bei der Jungenaufzucht zu beobachten. Aus diesem Grunde kommen Touristen aus dem In- und Ausland wie auch viele begeisterte Naturfotografen zu dieser Zeit zum „größten Kreißsaal der Nordsee“ auf der Helgoländer Düne und buchen einen Urlaub auf Helgoland.

Von November bis Januar gebären die Kegelrobbenweibchen ihre Jungtiere – eine sensible Zeit für Mutter- und Jungtier, wo Belastungen dazu führen können, dass die Muttertiere ihre Jungtiere abstoßen. Hand in Hand mit der Geburtenzeit geht auch die Paarungszeit der Kegelrobben einher – in dieser Zeit sind die hormongesteuerten Bullen sehr aggressiv und versuchen, ihre Weibchen um jeden Preis zu verteidigen.
Zum Schutz der vielen Tiere wie auch der Besucher haben der Verein Jordsand und die Gemeinde bereits vor einigen Jahren

Temporäre Strandschließungen

In den letzten Jahren nahmen die Kegelrobbengeburten kontinuierlich zu; bedingt durch die Kleinflächigkeit der Düne und die hohe Anzahl an Menschen und Tieren, ist es zur Hochzeit der Geburten für Gäste schwierig, sich sicher an den Stränden zu bewegen – Muttertiere beschützen die Jungtiere, Kegelrobbenbullen sind in der Paarungszeit und entsprechend aggressiv. Im November wurde das Thema Kegelrobbenmanagement u. a. aus diesem Grunde im Rahmen einer Sitzung der Gemeindevertretung diskutiert und für die abgelaufene Saison ein Gremium, bestehend aus Vertretern der Politik (SSW, SPD, CDU), der Gemeinde (Bürgermeister, Ranger, Seehundjäger, Gästeführer) und des Vereins Jordsand installiert, das in enger Abstimmung die jeweilige Situation vor Ort begutachtete und gemeinsam temporäre Schließungen von Stränden bzw. Strandabschnitten für einen gewissen Zeitraum durchführte. So waren in der abgelaufenen Wintersaison über einen Zeitraum von rund vier Wochen (etwa Mitte Dezember bis ca. Mitte Januar) Strände nicht begehbar. Hinweistafeln, die bei Bedarf täglich aktualisiert wurden, dienten als Orientierung für die Dünengäste und Insulaner. Zusätzlich standen die Mitarbeiter von Verein Jordsand und Gemeinde Helgoland in regelmäßigem Austausch zur Politik.

„Es liegt in der Natur der Sache“, sind sich Helgolands Tourismusdirektor Lars Johannson und die ornithologische Stationsleitung vom Verein Jordsand, Elmar Ballstaedt, einig, „dass diese temporären Strandschließungen nicht überall gleich positiv aufgenommen wurden; allerdings konnte man auch sehr deutlich sehen, dass der Großteil der Gäste ein sehr positives Bild des bestehenden Dünenrundweges hat und das Angebot sehr dankbar annahm.“ Insgesamt gesehen brachten sich in diesem Winter deutlich weniger Personen in gefährliche Lagen an den Stränden und ein Winterwanderweg mit entsprechender Ausweisung soll im kommenden Winter das Erlebnis während der Kegelrobbenwurfzeit noch attraktiver gestalten.

„Man kann davon ausgehen, dass auch im kommenden Winter wieder mehr Jungtiere geboren werden“, so Ballstaedt, „eine Prognose, wie viele Jungtiere es noch werden können, ist jedoch schwierig.“ Um sich auf den kommenden Winter vorzubereiten, hat das neu gebildete Gremium gemeinschaftlich ein Konzept erarbeitet, welches nun zeitnah in der Politik diskutiert wird. Somit sollen schon frühzeitig die Weichen gestellt werden, um den kommenden Winter entspannt sowohl für Mensch und als auch Tier zu planen und zu gestalten.

Nach jetzigem Stand der Dinge ist davon auszugehen, dass es erneut notwendig wird, im Zeitfenster Mitte November bis Mitte Januar für wenige Wochen Strände bzw. Strandabschnitte zu sperren. Aus diesem Grunde kann auch den Gästen, die z.B. lange Strandspaziergänge auf der winterlichen Düne bevorzugen, empfohlen werden, die Hochzeit der Geburten- und Aufzuchtphase der Kegelrobben zu meiden und auf andere Urlaubszeiträume davor oder danach auszuweichen. Ein Teil des neuen Konzeptes ist es jedoch, einen Teil des Südstrandes begehbar zu halten.

Bereits in diesem Sommer soll am Südstrand der Düne ein mobiler Informationsstand für Dünengäste als Anlaufpunkt errichtet werden, der dann im Winter an den Anleger der Dünenfähre auf der Hauptinsel oder Düne verbracht werden kann. „Wichtig ist auch“, so Johannson und Ballstaedt, „dass von allen involvierten Personen und Institutionen sowie auf allen zur Verfügung stehenden Plattformen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit so früh wie möglich über Entwicklungen und daraus folgenden Maßnahmen wie Strandschließungen kommuniziert werden kann.“ Transparenz und eine gute Vorabinformation sowie der Austausch mit allen beteiligten Personen ist eines der wichtigsten Ziele für den kommenden Winter.

Folgende weitere Maßnahmen sind angedacht / geplant bzw. befinden sich in der Abstimmungsphase:
Erweiterung des tagesaktuellen Onlineangebotes hinsichtlich der Begehbarkeit der Strände (evtl. auch eine spezielle App)
Große Weg- und Informationstafeln auf Hauptinsel und Düne
Aktualisierte, zweisprachige Informationen mittels Durchsage auf der Dünenfähre
Winterwanderweg inkl. Beobachtungsmöglichkeiten auf „Strandniveau“ (besonders für Tierfotografen wichtig) und begrenzter Strandspaziergang am Südstrand.

Von November 2019 bis Januar 2020 registrierte der Helgoland-Tourismus mit exakt 17.456 Gästeanreisen rund 2,6 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Vor fünf Jahren waren es von November 2014 bis Januar 2015 genau 13.794 Anreisen. Damit gab es in dem genannten 5-Jahreszeitraum einen Gästezuwachs von mehr als einem Viertel – ein Beleg dafür, wie attraktiv auch die Kegelrobbenwurfzeit für die Gäste ist.

www.helgoland.de

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