Roland Halbe, Stuttgart (2005): Nachtansicht Ostfriesisches Landesmuseum Emden © Ostfriesisches Landesmuseum

Landschaft – Zeitgeschichte

Emden zeigt Herbert Müller

Herbert Müller, geboren 1953 in Norden, ist den Kunstfreunden in Ostfriesland kein Unbekannter. Und doch wird die Sonderausstellung im vom 26. Nov. 2017 bis 4. März 2018 im Ostfriesischen Landesmuseum Emden für viele Besucher Entdeckungen bereithalten.

Erstmals werden die verschiedenen Themenbereiche des Künstlers in einer Ausstellung gemeinsam präsentiert und dies mit einer Auswahl von Werken aus 40 Jahren. Zu sehen sind ca. 120 Gemälde, Aquarelle und großformatige Kohlezeichnungen. Viele dieser Arbeiten sind längst verkauft, konnten aber aus Privatbesitz geliehen werden. Dazu ausgestellt sind erstmals auch Bleistiftskizzen und Farbstudien, die dem Besucher einen Eindruck vermitteln, wie der Künstler aus dem aufmerksamen Beobachten in der Natur über Bleistiftskizzen und Farbstudien seine Aquarelle und großen Kompositionen entwickelt.
Das Werk von Herbert Müller lässt zwei thematische Schwerpunkte erkennen. Da ist die Landschaft, vor allem die ihm zutiefst vertraute ostfriesische Heimat, die er mit ihrer Marsch- und Wattlandschaft, aber auch den Inseln und Stränden in charakteristischen Stimmungen der Jahreszeiten und Wettersituationen festhält. In seinen Gemälden findet der Künstler mit Formzusammenfassungen und gesteigerter Farbigkeit weitere eigentümliche Bildlösungen von großer Überzeugungskraft. Aber auch den Einbruch der Moderne mit den heute allgegenwärtigen Windkraftanlagen spart Herbert Müller nicht aus. Noch in anderen Bildern verweben sich Landschaft und Zeitgeschichte. Arbeiten aus der Folge der Jüdischen Friedhöfe sind nur ein Beispiel dafür in der Ausstellung. Bilder zur Zeitgeschichte sind seit den 1980er Jahren der zweite Themenkreis von Herbert Müller, der außer Kunst auch Geschichte studierte. Sie entstanden aus seiner Auseinandersetzung mit den Kriegen in unserer Zeit und ihren katastrophalen Folgen für die Menschen. Hier sind am bekanntesten seine Bilder zum Arbeitslager Engerhafe, einem Außenlager des KZ Neuengamme. Die Häftlinge hatten unter bedrückendsten Lebensumständen im Winter 1944 einen Panzergraben um Aurich auszuschachten. In nur zwei Monaten starben 188 der ca. 2.000 Häftlinge aus vielen Ländern Europas. Herbert Müller beließ es aber nicht bei der künstlerischen Beschäftigung, sondern wurde aktiver Mitbegründer und Gestalter der heute daran erinnernden Gedenkstätte. Zu diesem Kapitel deutscher Geschichte sind ergreifende Bilder des Künstlers in der Ausstellung zu sehen. Weitere Werke erinnern mit eindringlichsten Bildfindungen an die kriegerischen Auseinandersetzungen etwa im Irak oder in Bosnien. Immer wieder verweben sich im Werk von Herbert Müller Landschaft und Zeitgeschichte, wie Aquarelle seiner Reisen vor Augen bringen. Sie bezeugen den aufmerksamen und treffenden Blick des Künstlers auf unterschiedlichste Landschaften und Schicksale. Die seit 2005 unternommenen Reisen nach Kambodscha führten zu Arbeiten, die neben der Schönheit des Landes die menschenverachtende Brutalität der Herrschaft der Roten Khmer vor Augen bringen. Eindrücke eines Russlandaufenthalts 1994 zeigen ein Land im Umbruch während der Jelzin-Ära. (Annette Kanzenbach)

Umfangreiches Begleitprogramm


Führungen durch die Ausstellung werden an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat, jeweils 11:30 Uhr, angeboten sowie nach Verabredung. Für weitere Veranstaltungen beachten Sie die Ankündigungen auf der Homepage des Ostfriesischen Landesmuseums Emden. Zur Ausstellung ist ein Begleitband erschienen, der neben vielen Abbildungen und einem Interview eine von dem Kunsthistoriker Prof. em. Dr. Karl Arndt verfasste Einführung in das breit gefächerte Werk Herbert Müllers enthält. Das Buch ist im KUNST-Laden zum Preis von € 19,80 zu erwerben. 1820dieKUNST gibt anlässlich der Ausstellung ihre zweite KUNST-EDITION heraus, um eine Möglichkeit anzubieten, originale Kunstwerke zu kleinem Preis für Zuhause zu erwerben. Herbert Müller hat dafür in einer Auflage von 50 Exemplaren kleinformatige Landschaftsstudien von Ostfriesland geschaffen, ausgeführt in Ölfarbe auf Japanpapier im Format 18 x 21 cm. Jedes Blatt ist also ein singuläres Werk. Es kostet, eingelegt in einen Passepartout 40 x 50 cm, für KUNST-Mitglieder € 150,- und für Nichtmitglieder € 180,-3 www.landesmuseum-emden.de

Mehr Informationen zur Kunst hier bei uns im Norden finden Sie im LAND & MEER. Sie erhalten das Magazin für 8,90 Euro am Kiosk oder hier versandkostenfrei im LAND & MEER Shop.

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